Warum die Bauindustrie in Zukunft auf industrialisierte Vorfertigung setzen sollte!

Wien, 07. März 2023
Autoren: Dannhofer, Daniel | Hanser, Christoph
Lesedauer: 8 Minuten

In Zukunft wird die Bauindustrie mit Sicherheit eine radikale Verwandlung erfahren. Zwei unserer Experten, Managing Director Stefan Maier und Managing Partner Robert Neubauer, diskutieren ihre Visionen und zeigen neue Möglichkeiten auf, um Wert zu schaffen – vor allem durch industrialisierte Fertigbauweise. Deren Auswirkungen sind bereits deutlich: Gebäude lassen sich effizienter bauen, moderne Bausysteme lassen sich leichter realisieren und unser Umgang mit natürlichen Ressourcen ist verantwortungsbewusster. Unser Unternehmen hat es geschafft, diese innovativen Konzepte und Technologien seit mehr als 25 Jahren beim Kunden einzusetzen und so Werte für die Zukunft zu schaffen.

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Unsere Vision: Nachhaltig, Neu Bauen

Unsere Vision einer neuen, nachhaltigen Bauwirtschaft

Wir sind im Jahr 2023 angekommen. Hinter uns liegen turbulente Jahre, nun wollen wir in die Zukunft blicken. Wie sieht eure Vision für die Zukunft der Bauwirtschaft aus?

Maier

Die Bau- und Gebäudewirtschaft macht heute circa 40% der globalen CO2-Emissionen aus. Es ist offensichtlich, dass hier ein enormes Potenzial besteht, um Verbesserungen zu erzielen und ich bin überzeugt, dass wir hier alle gefordert sind. Das fängt beim Material an und geht weiter mit der Kreislaufwirtschaft, also der Wiederverwendbarkeit der Materialien. Auf Veranstaltungen hört man oft, dass man weg von Zement und Stahlbewehrung möchte und kontinuierlich nach Verbesserungen sucht. Es geht nicht nur darum, den Neubau neu zu denken, sondern auch um das Thema Sanierung und thermische Verbesserungen. Denn auch hier gibt es viel Potenzial, Gebäude zu verbessern.

Neubauer

Seit über 30 Jahren versuchen wir, das industrielle Bauen auf dem Markt zu fördern. Ich bin überzeugt, dass dies die Lösung für die Bauwirtschaft der Zukunft ist. Ich spreche noch nicht einmal von Automatisierung, sondern von Industrialisierung, und Industrialisierung wird am einfachsten erreicht, wenn in einer Fabrik vorgefertigt wird - industrielle Vorfertigung. Hier gibt es einen weiten Bereich, in dem noch optimiert werden kann. Wie Stefan bereits erwähnt hat, spielt die Materialoptimierung eine große Rolle. Wenn ich an Beton denke, dann können wir durch die Herstellung von hochfestem Beton oder Suspensionsbeton den Zementgehalt reduzieren, ohne die Festigkeit zu beeinträchtigen. Wenn wir Trägerstrukturen aus Holz oder Stahl bauen und dazwischen leichte Bauteile aus Zement verbauen, dann können wir nicht nur den CO2-Fußabdruck in diesem Bereich reduzieren, sondern auch den CO2-Ausstoß während des Betontransports verringern, denn Beton ist schwer und sein Transport ist kostspielig. Hybride Bausysteme, die ich bereits am Markt gesehen habe, sind vielversprechend. Wir müssen lediglich unser Mindset öffnen und nicht sagen: "Beton ist Beton, Stahl ist Stahl, und Holz ist Holz." Oft sind hybride Bauweisen eine großartige Möglichkeit. Ich träume davon, das Bauwerk in Zukunft im Vorhinein zu definieren und es dann aus optimierten Boxen und Elementen auf der Baustelle zusammenzubauen. In Bezug auf Nachhaltigkeit, und das propagieren wir seit langem, dürfen wir Abfallvermeidung nicht vergessen. Durch die Herstellung montagefertiger Gebäude gehen wir verantwortungsbewusst mit Ressourcen um. Wenn alles vorgefertigt ist, wird lediglich montiert, und es entsteht überhaupt kein Abfall mehr auf der Baustelle. Das ist absolut nachhaltig.

Maier

Ich glaube, wir werden gefordert sein, Gebäude anpassungsfähig und zukunftstauglich zu bauen. Wenn man bedenkt, dass 40-60% der Gebäude im Laufe ihres Lebenszyklus ihren ursprünglichen Nutzungszweck wechseln, ist es wichtig, dass wir heute in modularer Bauweise bauen, so dass wir Gebäude in späteren Jahren leichter umgestalten und nutzen können. Dabei gibt es zwei Aspekte: die ökologische Nachhaltigkeit, bei der die Wiederverwendbarkeit und die Verwendung anderer Materialien eine Rolle spielen, und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, bei der man die Baukosten, die Materialauswahl und die Logistik optimieren kann.

Neubauer

Darf ich hier etwas hinzufügen? Wirklich wiederverwendbare Gebäude und Strukturen sind die Zukunft. Wir haben schon einige Kunden, die Gebäude jetzt montieren, demontieren und umbauen, um zu testen, ob dieses Konzept zukunftsträchtig ist. Das bedeutet, dass wir das Gebäude errichten und die Strukturen später für ein neues oder umgebautes Gebäude verwenden, abhängig von den Anforderungen. Diese Idee hatten wir bereits im Jahr 2015! Ein Gebäude soll sich im Laufe seiner Lebenszeit verändern und den Bedürfnissen der Bewohner angepasst werden. Auf diese Weise schaffen wir eine kontinuierliche Struktur, die es ermöglicht das Gebäude flexibel und dauerhaft zu nutzen. Es ist jedoch notwendig, dass das Bau-System eine sehr hohe Qualität aufweist und industriell gefertigt wird. Prefabrication ist der Schlüssel zu dieser nachhaltigen, optimierten und kostengünstigen Bauweise.

Umdenken in der Bauindustrie

Was fehlt der Bauindustrie nun, um diese flexible Nutzung von Gebäuden zu ermöglichen?

Neubauer

Digitalisierung ist hier mit Sicherheit das Schlüsselwort. Ich glaube, wir haben die Mittel und auch die entsprechenden Software-Lösungen, um eine Digitalisierung von der ersten Idee eines Bauwerks bis hin zum Abriss oder Umbau zu realisieren. Jetzt geht es darum, die Stakeholder, die daran arbeiten, auch mental zu integrieren. Wir haben zwar die Software-Silos abgeschafft, aber es gibt immer noch Gedankensilos. Wir haben die Sichtweise des Architekten, des Statikers, des Bauingenieurs, des Real Estate Developers, der sich hauptsächlich um die Kosten kümmert, und die Bedürfnisse der Nutzer, die eine bestimmte Zweckbestimmung haben. Diese Ideen alle zusammenzubringen ist gar nicht so einfach. Meiner Meinung nach müssen wir sehr stark in die Ausbildung investieren, denn selbst auf der Universität sind Architekten und Ingenieure in getrennten Studiengängen, und das sollten wir ändern. Wir müssen daran arbeiten, dass man einander versteht und auch Kompromisse schließen kann. Die besten Kompromisse lassen sich durch digitale Modelle im 6D BIM darstellen und durchführen.

Maier

Das Modell muss immer an erster Stelle stehen. Ein gutes Modell beginnt in der Architektur und wird bis zum Facility Management verwendet. Es gibt heute noch viele Barrieren, die überwunden werden müssen, denn nicht alle Systeme sprechen die gleiche Sprache, daher ist es essenziell, hier weiterzuarbeiten. Heute erkennen viele Bauausführende den Mehrwert von Gebäudemodellen bei Planung und Ausführung noch nicht. Oft weiß man nach 30 Jahren nicht mehr, wie ein Gebäude geplant wurde und kann es nicht kosteneffizient umbauen, weil die statischen Rahmenbedingungen fehlen. Wenn ich das digital archiviere, fällt mir in Zukunft das Umbauen und Neu-Beleben von Gebäuden viel leichter. Leider fehlen die strukturellen und politischen Vorgaben, um das zu realisieren, die Politik ist hier gefordert, diese Modelle zu archivieren. Es gibt sehr viele digitale Lösungen, doch viele Anbieter kochen ihre eigene Suppe, und es ist schwierig, die Übergänge zu strukturieren. Wir haben versucht, mit IFC4 Precast einen Weg zu finden, um strukturierte Übergaben zu ermöglichen. Die Herausforderung liegt in der praktischen Umsetzung, weil alte Strukturen immer noch funktionieren und die Standardisierung keinen unmittelbaren Mehrwert bietet, sondern eine Investition in die Zukunft darstellt. Hier liegt die Hoffnung in der Zusammenarbeit aller Anbieter von Software-Systemen, Verbänden und Arbeitskreisen.

Neubauer

In der Realität sehe ich Politik und Verbände als Treiber der kollaborativen Zusammenarbeit in Europa. Es gibt nicht ausreichend Anreiz für Architekten und Bauingenieure zusammenzuarbeiten, weil keiner dafür bezahlt wird. Der Wert des Modells muss erhöht werden. Ein Beispiel dafür wäre, dass, ähnlich wie von der Construction Authority in Singapur, gesagt wird: "Ich verlange, dass dieses 3D-Modell gepflegt wird". Sobald das 3D-Modell vorhanden ist, kann man gut zusammenarbeiten. Wir müssen auch das Lifecycle Analysis-Tool zurück in das Modell integrieren. Die Möglichkeiten sind vorhanden, aber niemand bietet Anreize, es wird kein Geld dafür ausgegeben oder investiert. Man versucht einfach, billig zu bauen, ohne zu bedenken, dass am Ende des Lebenszyklus eine teure Analyse durchgeführt werden muss. Technisch sind die Möglichkeiten vorhanden, aber es muss noch mehr in diese Richtung investiert werden, sowohl politisch als auch von Verbänden.

Architektur und Vorfertigung

Sind beeindruckende Architektur und Vorfertigung unvereinbar?

Neubauer

Dem ist nicht so! Fertigteilbau heißt nicht, dass keine Individualisierung möglich ist. Auch hier stecken die Möglichkeiten in der Kooperation zwischen Architekten und Bauingenieuren. Wenn sie enger zusammenarbeiten würden, könnten sie aus parametrischen Modellen wunderschöne Gebäude machen. Es gibt Beispiele dafür, die in Richtung Nachhaltigkeit, Flächenversiegelung und schnelles und qualitatives Bauen optimiert sind, herausragende Projekte, bei denen die Menschen zusammenarbeiten und der Bauingenieur sagt: "Ich brauche diese Limits", und der Architekt definiert sich dadurch, dass er aus diesen Limits ein großartiges Gebäude baut. Wenn man jedoch den mittleren europäischen Baumarkt betrachtet, wo sich der Architekt durch großartige Formen definiert und dann sagt: "Mir ist das egal, solange ich den Wettbewerb gewonnen habe. Jetzt schaut ihr mal, wie ihr das baut“, wird es etwas schwieriger. Deshalb sehe ich die architektonische Freiheit auch im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit, mit dem Bau-System, um nachhaltiger und effizienter zu bauen.

Maier

Ich sehe das aus zwei Perspektiven. Wenn ich von architektonischer Freiheit spreche, dann ist das ja schön und gut. Aber wenn ich bezahlbaren Wohnraum schaffen will, dann muss ich in eine andere Richtung gehen, wie es die Automobilindustrie heute schon tut. Mit einem Konfigurator und einer begrenzten Auswahl an Komponenten, kann ich meine Kosten senken. Heute werden jedoch alle Einfamilienhäuser und jeder Wunsch neu gezeichnet, was den Prozess sehr aufwendig und komplex macht. Ich schlage vor, dass wir standardisierte Komponenten und Module verwenden, um Kosten zu senken und Effizienz zu steigern. Ich glaube, dass dies die Zukunft des Fertigteilmarktes sein wird und dass modulare Fertigteilkomponenten stärker eingesetzt werden, anstatt komplett architektonische Freiheiten zu ermöglichen.

Neubauer

Ich denke nicht, dass wir uns zu 100% auf Fertigteile konzentrieren müssen. Es gibt auch einen hybriden Weg, bei dem wir eine Tragstruktur und Fassaden aus Fertigteilen verwenden können, aber dennoch architektonische Freiheit für besondere Elemente im Gebäude lassen. Automatisierung ermöglicht auch eine hohe Individualisierung des Wohnraums. Wo Steckdosen oder Küchen eingebaut werden, ist komplett flexibel und zwar völlig ohne Mehraufwand. Vor 15 bis 20 Jahren wurde in Wien ein Beispiel für sozialen Wohnungsbau geschaffen, der optisch ansprechend war und dessen Optimierungen standardisiert und industrialisiert waren. Dennoch konnten die Käufer entscheiden, wie der Innenraum gestaltet wurde. Entscheidend ist, sich darauf zu konzentrieren, welche Teile parametrierbar sind und welche nicht, um die Kosten niedrig zu halten. Und wenn der 3D-Druck besser wird? Dann können wir auch noch schönere Teile fertigen. Ich möchte nicht ausschließen, dass wir in Zukunft auch Badezimmerausstattungen in irgendeiner Form 3D drucken, die nicht einfach eckig ist. Sowas ist technisch machbar, es sieht nur jetzt noch nicht so hübsch aus.

Zukunft der Vorfertigung

Wo seht ihr diese Technologie in der nahen Zukunft?

Maier

Die Vorfertigung an sich ist nichts Neues und gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Es ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Optimierung und Kosteneffizienz, das die Vorfertigung weiter vorantreiben wird. Die Digitalisierung und das Know-how in Zentraleuropa helfen dabei, dies auch erfolgreich in alle Weltmärkte zu bringen.

Neubauer

Das hängt auch von den unterschiedlichen Kontinenten und Ländern ab. In Europa, wo die Lohnkosten hoch sind und wir Schwierigkeiten haben, Facharbeiter für die Baustelle zu finden, bleiben uns kaum andere Möglichkeiten, als im Büro perfekte Arbeit in Richtung Vorfertigung zu leisten. Die Roboter in der Fabrik bauen die Teile, und wir können nur dadurch halbwegs in den leistbaren Sektor gelangen. In Europa legen wir Wert auf Qualität, das ist unumstritten. Wenn wir uns andere Länder anschauen, wie zum Beispiel Singapur in Südostasien, hat die Regierung den Bedarf erkannt und durch eine hohe Parametrierung und den Einsatz von Vorfertigung eine hohe Geschwindigkeit und Effizienz im Gebäudebau erreicht. Dort wird kaum auf der Baustelle gearbeitet, sondern die Gebäude werden vorgefertigt und dann geliefert. In Ländern, wo der Bau noch sehr manuell ist, geht es oft um die Steigerung der Qualität. Auch dort hilft die Fertigteilbauweise durch automatische Einmessung und Digitalisierung, um ein hochwertiges Gebäude zu errichten. In Nordamerika sieht man eine ähnliche Entwicklung mit dem Holzbau, aber auch dort gibt es Probleme bei der Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften. Es wäre cool, wenn wir Gebäude wie Ikea-Möbel zusammenbauen könnten.

Maier

Ich glaube auch dass es nicht unbedingt immer das klassische große Fertigteilwerk sein muss, sondern sehe die Entwicklung hin zu kleinen lokalen Vorfertigungen. Hierbei können Holzmodule oder bestimmte Elemente im Beton vorgefertigt werden und ganz lokal auf der Baustelle fertiggestellt werden. So können Wege verkürzt und Prozesse optimiert werden.

Neubauer

Dieser Trend ist sowohl in Amerika als auch in Afrika zu beobachten, und ich denke, dass er sich dort verstärkt fortsetzen wird. Die Möglichkeit besteht, aber ich denke, dass wir in Zentraleuropa das nicht unbedingt brauchen, da wir bereits gut mit Fertigteilwerken ausgestattet sind. In anderen Ländern oder Kontinenten gibt es oft begrenzte Ressourcen und mobile Anlagen werden eingesetzt. Gerade in afrikanischen oder südamerikanischen Ländern könnte dies eine gute Lösung sein, um die Vorfertigung voranzutreiben. Um all das zu realisieren, um diese Visionen des zukünftigen Bauens, des industriellen Bauens zu realisieren, ist die Vorfertigung nicht wegzudenken.

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Vorfertigung: Holz, Beton, Stahl und mehr

Anwendungsbereiche der industriellen Vorfertigung?

Welche Erfolge hat die Vorfertigungstechnologie heute schon erzielt?

Neubauer

Die ersten Makroelemente wurden schon im antiken Ägypten verwendet! Vor 4500 Jahren haben intelligente Gehirne ohne Digitalisierung, aber mit Organisation es geschafft vorgefertigte Teile über den Nil zu transportieren und so großartige Bauwerke wie die Sphinx, wie die Pyramiden zu realisieren, das ist schon beeindruckend. Wir mussten das erst wieder lernen. Als modernere Inspiration sehen wir den Möbelbau für den Massenmarkt, der zu einem großen Teil industriell produziert, um Möbel leistbar zu machen. Vorfertigung ist nicht auf ein bestimmtes Material beschränkt. Wir können uns das Material und die Bauweise aussuchen die am nachhaltigsten sind. Wir werden es sehr schwer haben hohe Gebäude aus sehr dünnen Betonstrukturen zu bauen, das wird nicht gehen. Wir werden hier Stahlstrukturen brauchen, also fertigen wir die Stahlstrukturen vor. Das sollte kein Problem sein. Jetzt schon fertigen wir Badezimmer zu 99% aus einem Stahlrahmen mit Plattierung. Wir müssen uns für die Materialien entscheiden, die sich am besten für die Projekte eignen. Da das Betonfertigteil nach wie vor das am einfachsten Herzustellende ist, hat es sich ähnlich etabliert wie die Holzspanplatte im Massenmarkt für die Möbelvorfertigung. Aber Vorfertigen kann man nahezu alles!

Maier

Ich kann da eigentlich nur ergänzen: Je höher der Grad der Standardisierung ist, je klarer ich weiß, wie das Gebäude aussieht, umso höher kann auch der Grad der Vorfertigung sein. Auch bei dem Badezimmer oder bei anderen Ausstattungen heißt das, dass ich alles fertig auf die Baustelle liefern kann. Man sieht das heute im Hotelbau, wo der Grad der Vorfertigung schon sehr hoch ist. Ich denke das wird auch im privaten Wohnbau und im Industriebau einziehen.

Neubauer

Auch im Bereich Gebäudemodernisierung gibt es Fortschritte. Die Accor-Gruppe hat in Deutschland bei einem ganz großen Hersteller fertige Badezimmer bestellt, die in alte Gebäude eingesetzt werden. Zur Renovierung eines alten Hotels ist es nicht mehr nötig, auf der Baustelle zu bauen, es wird einfach eine Öffnung in die Fassade gemacht, in die das Badezimmer eingesetzt wird. Ich kann somit ein altes Gebäude, welches womöglich auch in einem alten Stadtzentrum gar nicht umgebaut werden darf, innen komplett neu ausstatten! Auch das ist Vorfertigung! Etwas möchte ich noch hinzufügen, wovon ich träume, was alles vorgefertigt werden kann. Ich bin überzeugt, dass die 3D-Druck Technologie uns die Möglichkeit geben wird, auch alte Bauteile wieder in der ursprünglichen Optik zu produzieren. Dazu werden wir wahrscheinlich eine Tragstruktur aus einem Standardfertigteil bauen und darauf dann jene Formen applizieren, damit die Gebäude ins Ensemble passen. Wir sind noch nicht dort, aber ich glaube fest daran, dass das eine Möglichkeit ist, diese Vorfertigung weiterzubringen, dafür arbeite ich.

Die Zukunft ist vorgefertigt!

Wie sieht der Markt abseits von Betonfertigteilen aus? Welchen Grad der Vorfertigung kann man hier realisieren?

Neubauer

Die Timber-Frame, die Holzrahmenbauweise kann man ausgezeichnet automatisieren und industrialisieren. Man sieht ja auch dass es dazu viele Maschinen gibt, wir sind auch schon Kontakt mit Firmen in Brasilien, denn dort ist der Holzbau, auch aufgrund der Verfügbarkeit des Baustoffes, sehr attraktiv.

Maier

Wenn ich die Vorfertigung mit Holz näher betrachte, dann ist der Grad der Automatisierung dort lange nicht so hoch oder nicht so fortgeschritten, wie in Betonfertigteilen. Was aber verstärkt kommen wird ist eine Hybridbauweise. Ich kombiniere die Baustoffe Holz und Beton und schaffe hier neue Strukturen. Hier entwickelt sich der Fertigteilbau erst ein wenig, denn es ist natürlich eine Herausforderung, diese Stoffe zu kombinieren.

Neubauer

Aber wir haben die technischen Möglichkeiten. Ich habe jetzt wieder Anlagen gesehen von der Firma Weinmann, die eine höchst automatisierte Herstellung von Holzständerbauwerken betreiben in denen Roboter oder Maschinen die Holzständer zuschneiden, einlegen und verbinden. Und auch wir haben bei unserem Projekt mit dem Holzinnovationszentrum in Österreich gezeigt, dass es technisch sehr wohl möglich ist. Ein besonderes Holzprodukt möchte ich noch erwähnen: die Brettsperrholzdecke. Das ist eine sehr einfache und unheimlich nachhaltige Bauweise, weil ich auch sehr schlechtes Holz dafür verwenden und so Abfallprodukte vermeiden kann. Die Anlagen, die wir gebaut haben, zeigen: es ist voll industrialisiert und automatisiert möglich. Auch das Zimmermannsgewerbe muss ermutigt werden, den Schritt in Richtung Industrialisierung und Automatisierung zu gehen. Ich sehe hier Potential das Baugewerbe in vielen Ländern zu modernisieren.

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Effizienter, Günstiger, Nachhaltiger!

Warum nicht traditionell weiterbauen?

Das klingt jetzt alles sehr idealistisch und optimistisch aber die traditionelle Bauweise hat sich so etabliert, warum sollten wir das nicht so weiter betreiben?

Neubauer

Der eine Punkt ist, glaube ich, dass wir in der Fabrik eine nachhaltige Bauweise deutlich leichter umsetzen können. Dabei geht es nicht nur um CO2-Reduktion, sondern auch um Staub, Schmutz und Lärm. Das wird zwar unter den Teppich gekehrt, aber Lärm ist auch eine Umweltverschmutzung. Diese Aspekte habe ich in einer Fabrikhalle viel besser unter Kontrolle. Ich kann Temperatur und Lautstärke kontrollieren, kann Abfälle besser entsorgen und dazu kommt, dass bei herkömmlichen Schalungen wahnsinnig viel schädliches Öl verwendet wird. Also ich denke schon, dass das wichtige Gründe sind, warum wir industrialisiert vorfertigen sollen und nicht traditionell weiter bauen müssen.

Maier

Es geht auch darum, dass mit Vorfertigung, mit Computer- und IT Unterstützung, ein höherer Grad an Qualität und termingerechte Lieferung möglich ist. Das ist ein wichtiger Punkt. Das heißt, ich kann hier einfach den ganzen Zyklus besser planen, besser überwachen und dann noch termingerecht ausführen.

Neubauer

Die Digitalisierung ist Voraussetzung für die Vorbereitung, damit wir auf der Baustelle einen geplanten Ablauf haben. Ich weiß, wann welches Teil kommt, und kann Stillstandzeiten und Ungewissheiten auf der Baustelle vermeiden. Durch die Einführung von Zwischenlagern, wie es in der Automobilindustrie der Fall ist, kann die Produktion und Konstruktion super organisiert und geplant werden. Was unsere Kunden auch immer wieder ansprechen, vor allem im Bereich der Großbauunternehmer, ist Time-to-Market. Wenn ich auf der Baustelle baue, habe ich eine sehr lange Zeit, bis mein Rohbau steht. Das heißt vom ersten Moment der Baustelleneinrichtung bis zu dem Moment, wo ich Geld aus diesem Gebäude herausbekommen kann, vergeht sehr viel Zeit. Durch die Vorbereitung kann ich diese Zeit extrem verkürzen, denn ich kann ja vorfertigen. Mit optimierter Vorfertigung verkürze ich nicht nur die Rohbauphase, sondern kann, wenn das ein gut geplantes Vorfertigungsteil ist, das Gebäude nach dem Rohbau quasi direkt nutzen. Untersuchungen zeigen, dass man hier auf eine Verkürzung der Bauzeit um 60% real kommt, da man die Nutzung des Bauteils um 60% vorverlegen kann. Das sind in Zeiten von wieder steigenden Zinsen enorme Kostenreduktionen, die dadurch entstehen können.

Maier

Ein weiterer wichtiger Aspekt, wenn ich vorfertige; ich muss früh überlegen: wie sieht mein Gebäude aus, wie baue ich? Das heißt, ich schließe viele Fehler aus, die vielleicht auf der Baustelle erst auftreten würden, und hab so eigentlich schon vorab einfach einen viel besseren Fluss in dem ganzen Ablauf.

Neubauer

Wir sind ebenfalls ein projektgetriebenes Unternehmen, mit dem Ziel unsere Produkte, also unsere Software, im Büro möglichst weit vorzufertigen, denn alles, was wir auf der Baustelle machen, kostet doppelt so viel Geld. Und, was ich jetzt noch sagen möchte zur Vorfertigung, es spricht auch die Produktivitätssteigerung stark für diese Art des Bauens. Wenn ich schnell viele Leute unterbringen muss, dann muss ich einfach eine völlig andere Herangehensweise haben, als auf der Baustelle zu warten, ob ich meine Betonlieferung bekomme. Sondern ich muss einfach vorausplanen und dann muss ich mit Vorfertigung möglichst schnell diese Sachen bauen. Und da gibt es genügend Beispiele: Eine der erfolgreichsten Baustellen der Welt ist Singapur. Die haben das genau deshalb gemacht. Kein Platz, keine Zeit, kein Transport, unheimlich viele Leute. Dort musste es schnell gehen und es musste in die Höhe gebaut werden. Daher gab es die Vorgabe des Staats: 100% Betonfertigteil. Dort werden Gebäude in einer Geschwindigkeit aufgestellt, da kann Europa in vieler Hinsicht nur den Hut ziehen und sagen alle Achtung, was da gemacht wird. Ob das jetzt schön ist, sei mal dahingestellt, aber es ist jedenfalls für sozialen Wohnbau überaus effizient.

Maier

Ähnliches kam auch in Europa durch die Fluchtbewegung auf. In Deutschland wurde auf die Modul-Bauweise gesetzt, um eine günstige und schnelle Lösung zu schaffen. Durch Vorfertigung wurde in kurzer Zeit viel leistbarer Wohnraum für Schutzsuchende geschaffen, der später in Schulen, einen Campus oder ähnliches umgewidmet und umgebaut werden kann. Das ist sicher ein Treiber gewesen.

Neubauer

Diese Module wurden sogar zu einem kleinen Spital umgebaut. Die Gebäude konnten komplett wiederverwendet werden. Ich möchte auch 2 Projekte in Mittel- und Südamerika erwähnen die wir unterstützen durften; Die Corporacion Geo in Mexico und Sudeste bei der Initiative „Mi Casa Mi Vida“ in Brasilien. Hier wurden für Wohnungssuchende einfache, organisierte Kleinstädte mit Fertigteilbau errichtet. So etwas kann man nur organisiert machen, ohne Organisation und ohne Vorfertigung kriegst du die Leute dort nicht hin.

Effizienter, Günstiger, Nachhaltiger!

Wie kann ich herausfinden, ob die Vorfertigung meinem Unternehmen weiterhelfen kann?

Neubauer

Sie kommen zu uns und sagen: Ich sehe diese Herausforderung, wie können wir dieses Problem lösen? Wir gehen dann heran und stellen die wichtigen Fragen. In welchem Bereich der Fertigung müssen wir beginnen? Mit welchen Partnern können wir arbeiten? Wie intensiv müssen wir digitalisieren? In Westafrika beginnt der Fertigteilbau erst, dort werden wir uns Maschinenbaupartner suchen, die uns günstige Tische liefern und beginnen Pläne zu digitalisieren. Wenn so eine Geschichte hier in Europa zustande kommt, wo der Fertigteilbau bereits etabliert ist, müssen wir an andere Dinge denken. Unser Projekt mit Van Wijnen ist genauso zustande gekommen, ich bin mit Hilbrand Katsma im Auto gesessen, er hat mir auf seinem Tablet seine Idee eines parametrierten Wohnsystems gezeigt, ein System, in welchem Familien in eine virtuelle Umgebung eintreten und sich ihr Haus so zusammenstellen können, wie es später vorgefertigt wird. Ich war sofort begeistert und wir haben uns die Frage gestellt: Wie realisieren wir das? Dort wurde eine Wahnsinnsfabrik, ähnlich der Automobilindustrie, gebaut und wir können das vom digitalen Modell, bis zur Errichtung unterstützen. Und ich glaube, dass hier verständlich gemacht werden muss, dass die Software, die Digitalisierung, der eigentliche Treiber hinter dieser Technologie ist und daher sehen wir uns als die ersten Ansprechpartner die nicht nur Antworten liefern, sondern auch sagen, diese Frage sollten wir uns eigentlich stellen. Wir sind mit unseren Lösungen, unserem Netzwerk an Beratern, an Maschinenbauern, an Zulieferern und an unserer eigenen RIB-Struktur, die erste Wahl um so ein Projekt zum Erfolg führen zu können.

Maier

Wir haben über 25 Jahre Erfahrung und bieten sehr viel Know-how im Bereich Vorfertigung, wir wissen worauf zu achten ist. Die Digitalisierung wird in Zukunft einer der wichtigsten Faktoren sein, auch hier bieten wir höchste Professionalität und fachliches Know-how.

Neubauer

Ich würde sogar sagen, wenn man es genau nimmt, haben wir über 30 Jahre Erfahrung. Viele wissen es nicht, aber die moderne Fertigteiltechnologie ist durch uns an der TU Wien, in Zusammenarbeit mit Ainedter-Industrieautomation und anderen Firmen aus Deutschland und Österreich entstanden. Das muss man schon so sagen - wir sind die Erfinder der Automatisierung für Fertigteilbautechnologie und damit die Wiege der modernen Fertigteilindustrie.

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